EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker fürchtet ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union. Er habe Zweifel, ob die Mitgliedsstaaten angesichts des Brexit eine Geschlossenheit finden würden, sagte Juncker in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview mit dem Deutschlandfunk. „Weil die Briten, die werden es schaffen, ohne große Anstrengung die anderen 27 Mitgliedsstaaten auseinanderzudividieren“, sagte Juncker. Er kündigte an, nicht noch einmal für den Vorsitz der EU-Kommission zu kandidieren.
„Die Briten wissen schon sehr genau, wie sie das in Angriff nehmen können“, sagte er mit Blick auf die Spaltung des Staatenbundes. „Man verspricht dem Land A dieses und man verspricht dem Land B jenes und man verspricht dem Land C etwas anderes.“ (13. April 2017, FAZ Online)
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Nur drei Tage nach dem Brexit-Referendum finden Kathleen Gaynor und ihre Mutter auf der Türschwelle einen Zettel. “No more Polish Vermin” steht darauf – “Nie wieder polnisches Ungeziefer”. Überall in der Innenstadt von Huntingdon, einem 19.000-Einwohner-Ort im Westen Englands, entdecken Anwohner ähnliche Karten. “Viele Nachbarn meiner Mutter sind Polen”, erklärt Gaynor der BBC. “Wir glauben, dass die Botschaften für sie bestimmt sind.” Schockiert und verärgert sei sie gewesen, sagt die Britin. Doch die rassistischen Flugblätter sollen nur der Anfang einer Welle des Hasses sein, die zweieinhalb Monate später ein erstes Todesopfer fordert. Arkadiusz Jozwik musste sterben, “weil er Polnisch gesprochen hat”. (14. September 2016, n-tv)
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Kurz nach seinem ersten Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel hat US-Präsident Donald Trump seine Forderung nach mehr Geld für die Verteidigung erneuert. Deutschland schulde der NATO “riesige Summen”, erklärte Trump auf Twitter. Sein Land gewähre Deutschland eine mächtige und teure Verteidigung. Diese müsse bezahlt werden. Das müsse gesagt werden, auch wenn er, anders als es Falschnachrichten verbreiteten, ein “großartiges Treffen” mit Merkel gehabt habe.
(18. März 2017, tagesschau.de)
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Mit dem Brexit ist es aus EU-Sicht wie mit einer Scheidung im Streit: Es wird teuer. Oder wie es Kommissionschef Jean-Claude Juncker Ende Februar im belgischen Senat ausdrückte:
“Gesalzen” werde die Rechnung für London. Was das heißt, also in Zahlen, ist spätestens seit dieser Ansage eine der Top-Brexit-Fragen. Ein Betrag von 60 Milliarden Euro geistert seit Wochen durch die Medien. Offiziell bestätigt wurde der bisher nicht, allerdings erklärte Juncker nun im Interview mit der BBC:
“50, 60 Milliarden sind ein Rundungswert. Aber das ist gar nicht die zentrale Frage. Wir müssen ausrechnen, wissenschaftlich, wozu sich die Briten finanziell verpflichtet haben. Und dann muss die Rechnung bezahlt werden.” (28. März 2017, Deutschlandfunk.de)
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Brexit-Befürworter Nigel Farage hat das EU-Parlament mit der Mafia verglichen und damit für Tumult unter den Abgeordneten gesorgt. „Sie verhalten sich wie die Mafia“, sagte der britische EU-Abgeordnete am Mittwoch in Straßburg bei der Parlamentsdebatte über die Austrittsverhandlungen mit Großbritannien.
Farage störte sich unter anderem daran, dass die spanische Regierung bei den Brexit-Gesprächen ein Vetorecht darüber bekommen soll, ob getroffene Vereinbarungen auch für die britische Enklave Gibraltar in Süden Spaniens gelten. „Mit diesen Forderungen haben Sie gezeigt, dass Sie rachsüchtig und böse sind.“ (5. April 2017, Handelsblatt)
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Der Brexit ist nicht das Ende. Es gibt viele, denen wäre es lieb, wenn dem so wäre, auch auf einem anderen Kontinent, wo sich ein neugewählter Präsident eigentlich diebisch darüber gefreut hat, dass die Briten aus der Europäischen Union ausscheiden, und eigentlich auch andere Länder aufgefordert hat, genau das Gleiche zu tun. Wenn das so weitergeht, werde ich auch die Unabhängigkeit Ohios und den Austritt Texas aus den Vereinigten Staaten von Amerika fordern.” (Junker, 30. März 2017, euronews)