Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan
Universität Duisburg- Essen
Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung
Verkannte Begabungen und Potenziale von Zuwanderern
Die Identifikation, die Würdigung und die Förderung von Begabungen und Potenzialen bei ethnischen Minderheiten ist Deutschland nach wie vor selten im bildungspolitischen Fokus. In der pädagogischen Forschung hingegen gibt es seit den 60-er Jahren vor allem in den USA gut belegte Studien, die zeigen, dass der Anteil sogenannter „minority students“ in der Bevölkerung deutlich höher liegt als ihr Anteil in Hochbegabtenprogrammen (so etwa 48 % vs. 25 %).
Für Deutschland zeigen die Studien von Margrit Stamm (2007; 2009), dass der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in Hochbegabtenprogrammen zwischen 4 bis 9 Prozent liegt, ihr realer Anteil in der Bevölkerung jedoch mindestens zwischen 20 bis 30 Prozent. Auch hier haben wir also eine eklatante disproportionale Verteilung. Woran liegt es, dass wir ihrer Potenziale nicht angemessen gewahr werden? Aus meiner Sicht sind hier vier gravierende Quellen der Verkennung, die einer tiefer gehenden Erforschung bedürfen:
- Kulturell-gesellschaftliche Konzeptionen von Begabungen und Talenten
- Testdiagnostische Verzerrungen
- Verzerrungen in der Lehrerwahrnehmung
- Verzerrungen in der Selbstwahrnehmung von Eingewanderten.