Liebe Eltern,
Wie oft habt ihr geweint, wenn ihr Rassismus gesehen und miterlebt habt?
Wie oft habt ihr geflucht und wurdet wütend, wenn Politiker*innen rassistisch gehandelt
haben.
Wie oft seid ihr an eure Grenzen gestoßen, wenn eure besten Freund*innen und sogar Familienmitglieder rassistische Wörter und arassistische Verhaltensweisen ausübten?
Ihr wusstet etwas zu der Zeit, etwas, was andere noch nicht verstanden hatten. Aber ohne Ausnahme wusstet ihr, dass da eine riesengroße Ungerechtigkeit vor sich geht. Sobald ihr verstanden hattet, wie enorm ungerecht die Dinge ablaufen, wolltet ihr allen davon erzählen, damit sie es auch wissen. Kurz darauf habt ihr gesehen, dass vielen Menschen die Informationen fehlen. Viele haben falsche Informationen, viele halten sich schon längst für antirassistisch aktiv, doch weisen trotzdem noch rassistische Verhaltensweisen auf.
Ihr habt versucht, alles dafür zu tun, damit so viele Menschen wie möglich mitbekommen, wie groß der Rassismus in unserer Welt ist. Ihr habt es zu eurer Berufung gemacht. Bücher geschrieben, Vorträge gehalten, Diskussionen geführt, seid auf Demos gegangen.
Wie sehr habt ihr Lust, in eurem Alltag mit Rassist*innen Zeit zu verbringen? Wie sehr habt ihr Lust, mit Menschen Essen zu gehen, die hin und wieder rassistische oder diskriminierende Äußerungen machen?
Wie enttäuscht seid ihr, wenn eure Freund*innen oder sogar eure Eltern rassistische Äußerungen machen?
Wenn ihr die Kraft habt und ihnen erklären wollt, dass es falsch ist, dann hören sie zu, aber wählen weiter die CDU usw. Sie würden vielleicht sagen, dass sie Zeit brauchen, um sich an Menschen zu gewöhnen, die Schwarz sind oder anders aussehen als sie es gewöhnt sind. Ihr wisst, dass sie Zeit brauchen und gleichzeitig macht es euch traurig, denn ihr wisst, dass es privilegierte und faule Ausreden sind, um nicht direkt etwas ändern zu müssen.
So, oder so ähnlich geht es mir, seit ich mich mit dem Begriff “Speciesism” beschäftigt habe. Ich möchte ihn euch kurz erklären:
Auf Deutsch, Speziesismus ist eine Form der Diskriminierung aufgrund der Artzugehörigkeit. Es geht darum, Mitglieder einer Art moralisch wichtiger zu behandeln als Mitglieder anderer Arten, selbst wenn ihre Interessen gleichwertig sind. Speziesismus ist das Versäumnis, Interessen gleicher Stärke in gleichem Maße zu berücksichtigen, weil die Arten, zu denen die Individuen gehören, als solche eingestuft wurden.
Z.B. Tom, Tom ist ein Vierbeiner, ein Hund, genauer gesagt ein Haustier. Er hat ein Personalpronomen. Er gehört zur Familie. Er wird bis zu 15 Jahre alt. Dann wird er eingeschläfert, falls er eine Krankheit hat, die ihn leiden lässt. Es gibt Regeln in Deutschland, die Tom davor schützen sollen, Gewalt zu erleben. Es gibt auch Regeln die besagen, dass, falls Tom einen Menschen verletzt, er eingeschläfert werden muss. Kastriert wird er auch aus verschiedenen Gründen. Sex darf er nicht immer haben. Es kommt halt drauf an. Wir dürfen entscheiden, was für Tom gut wäre. Außerdem wurde Tom extra gezüchtet, um ein gutes Haustier zu sein. Er ist besonders süß. Sein Fell ist selten.
Anders als bei Rind Nr. 265.
Rind Nr. 265 hat keinen Rufnamen. Geschlecht Weiblich. Das heißt Milchquelle. Rind Nr. 265 ist ein Nutztier. Sex hatte Rind Nr. 265 noch nie. Künstliche Befruchtung wird hier durchgeführt, damit sie Milch geben kann. Das Baby wird nach der Geburt von Rind Nr. 265 getrennt. Rind Nr. 265 wird 8 Monate alt. Dann wird Rind Nr. 265 getötet. Da schmeckt das Fleisch am besten. Die natürliche Lebenserwartung wäre bei 15 Jahren. Rind Nummer 263 hatte keine Zeit sich mit seinem Charakter oder seinen Vorlieben zu beschäftigen. Rind Nr. 265s Existenz ist so unwichtig, dass es nicht mal groß auffällt, ob die genannte Zahl dieselbe ist oder nicht. Es ist halt nur eine Zahl und alle Rinder von Nr. 1-5870 haben alle das gleiche Leben.
Es gibt Menschen in anderen Ländern die essen Tom. Das ist grausam, sagen viele Menschen in Deutschland.
Es gibt Religionsangehörige, die würden Rind Nr. 265 anbeten und als heilig behandeln und essen lieber Schwein Nr. 470.
Dann gibt es Menschen, die finden Schwein Nr. 470 ist unrein und dass es eine Sünde ist, dieses zu verzehren. Deswegen essen sie lieber Küken. Küken hat keine Nummer. Sie kommen alle gleichzeitig in den Schredder. Sie sind zu klein für individuelle Nummern.
Das alles ist Speciesismus.
Menschen entscheiden, welches Lebewesen gut zum Essen ist, welches Lebewesen süß ist für Zuhause, welches Lebewesen gut aussieht als Teppich, welches Lebewesen gut zum Güter transportieren und welches Lebewesen Präsident*in sein darf. Es ist eine Erfindung. Das alles findet nur in unseren Köpfen statt. Zum Beispiel genauso wie die Ideologie des Holocausts, Apartheid und der Sklaverei.
Beim Holocaust wurde entschieden, dass manche Menschen weniger wert sind. Keine Namen brauchen. Dafür leben um anderen zu dienen. Zu ackern und zu arbeiten bis sie tot umfallen. Aus ihren Überresten wurden Knöpfe und Seife gemacht. Wer etwas dagegen sagte, wurde oft auch getötet.
Bei der Sklaverei gab es Menschen, die gut mit ihren Sklav*innen umgegangen sind und Menschen, die sehr schlecht mit ihren Sklav*innen umgegangen sind. Beides war legitim.
Speziesismus und Rassismus führt dazu, dass wir unser Gewissen regulieren können, basierend auf Halbwissen und Ignoranz. Es ist bequemer zu denken, dass ich mit dem Kauf von Primark-Ware, vielen Frauen in Pakistan einen Job verschaffe, als zu denken, diese Frauen, könnten ihr eigenes Unternehmen gründen, wenn ich aufhören würde zu denken, dass ich ihnen etwas Gutes tue mit dem Kauf von Fast-Fashion.
Genauso ist es bequemer zu denken, dass das Fleisch, dass ich esse, gut behandelt worden ist, Bio-Produkte zu essen bekommen hat, bevor es getötet wurde, als zu denken, kein Lebewesen hat es verdient, zu sterben damit ich es essen kann.
Genauso ist es bequemer zu sagen, ich trinke ja nur die Milch von der Kuh, nicht das Fleisch, als darüber nachzudenken, was mit der Kuh passiert, wenn sie keine Milch mehr gibt.
“Ok, gut, ich hab es verstanden, was kann ich einzelner Menschen denn nun dagegen tun, bin
ja nicht mehr so jung wie du und voller Elan.”
Gute Frage, hier mein Vorschlag:
Wir müssen verstehen, dass der Kauf einer Ware gleichwertig ist wie ein Stimmzettel. Ich gehe soweit und behaupte der Kauf eines Produkts ist wertvoller und effizienter als ein einzelner Stimmzettel alle 4 Jahre. Ich habe schon drei mal gewählt und weniger erreicht als mit meinem Konsumverhalten. Denn wir leben unumstritten in einer kapitalistischen Welt.
Frage:
Würdest Du jemals in einer Stimmkabine aus Zeitdruck die AfD ankreuzen, weil sie oben auf
der Liste steht und sagen, “nächstes Mal mach ich es besser, ich hatte jetzt keine Zeit die
richtige Partei zu suchen.” ?
Nein, das würdest Du nicht.
Stell dir vor, jedes Produkt das du kaufst, ist gelabelt. Darauf steht CDU, NPD, LINKE, usw. Du würdest Produkte, die nicht Deinen Werten entsprechen, erst gar keine Beachtung schenken. Du würdest das Produkt kaufen wo LINKE draufsteht und ganz schnell Zuhause die Nachrichten einschalten, um zu sehen, welche Partei heute gewonnen hat.
Die traurige Wahrheit ist, die Produkte sind nicht so sichtbar gelabelt und Du hast ohne groß darüber nach zu denken, die NPD gewählt, weil Du dachtest, es geht ja nur ums Essen nicht um Politik.
Verstehe Deine Macht. Verstehe und begreife, dass diese Welt regiert wird von Geld. Nichts ist machtvoller als Geld. Und wenn du Geld besitzt, ab einem Wert von 1 Cent, hast du mehr Macht als du denkst.
Dein Geld ist deine Stimme. Dein Konsum ist Dein Täglicher Stimmzettel. Du entscheidest täglich, wem Du Deine Stimme abgibst. Dein Geld ist die Spende an die Menschen von denen du mehr auf dieser Welt sehen willst. Menschen denen Du vertraust.
Sehe Dich nicht als hilfloser Verbraucher, als Opfer, als hilflose Konsumentin.
Du kannst alles erreichen, wenn Du zusätzlich zu den Dingen, die Du eh schon jeden Tag für die Welt tust, genau darauf achtest, wem Du Dein Geld in die Tasche steckst.
Unterschätze nicht diese Macht, die Du hast.
Nicht nur alle vier Jahre, nein jeden Tag. Mit jedem Cent entscheidest Du, welche Zukunft es geben soll.
Ich habe es geschafft, dass es in jedem Supermarkt mittlerweile vegane Produkte gibt. Denn ich bin eine wichtige Konsumentin und die Wirtschaft braucht auch meine Stimme. Jede Stimme zählt.
Ich habe schon mit sehr vielen Stimmen dazu beigetragen, dass Firmen Lust bekommen haben, noch mehr umweltfreundliche Produkte und Fairtrade-Handel zu betreiben.
Ich habe auch zusehen müssen, wie durch meine Stimme in vergangen Jahren und in Momenten der Schwäche und des Nicht-Wissens viele Menschen und Lebewesen leiden mussten. So habe ich gelernt immer wachsam zu bleiben.
Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich, was es bedeutet, dass jede Stimme zählt. Egal wie alt du bist, unabhängig davon, ob Du ein Wahlrecht hast. Du hast immer die Wahl. Und es gibt, genauso wie bei den Wahlen vielleicht nie die perfekte Partei, aber es gibt immer eine Partei die besser ist als die anderen.
Wen wählst Du heute?
Weitere Infos;
Dokumentationen:
Cowspiracy (Netflix)
What the health (Netflix)
The game changers (Netflix)
Dominion auf YouTube:
**https://youtu.be/ny6aqdFy9SI**
Organisationen:
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