SENA | Schülerin – Deutschland
Ich bin Sena und bin noch ein Kind. Ich spreche mit Kindern über unsere Rechte als Kinder, die Kinderrechte.
Ich denke an den Monat Dezember 2018, wo viele Menschen in Deutschland und auch woanders sich auf Feste und das anstehende neue Jahr einstimmen und sich neben dem Konsumieren von Gütern evtl. mit der eigentlichen Message des Besinnens dieser Zeit auseinander setzen.
Besinnen wird laut Dudens als ein starkes Verb eingeordnet und bedeutet neben Nachdenken, sich bewusst werden, bedenken oder auch sich an jemanden oder etwas zu erinnern (vgl. Duden). In einer Zeit, in der Menschenrechte auf der ganzen Welt immer stärker und schneller missachtet werden, soll es hier innerhalb der folgenden Zeilen um das Erinnern von uns Kindern und unseren Rechten gehen, denn Kinderrechte sind Menschenrechte und sind nicht verhandelbar.
Warum entscheiden Erwachsene für Kinder ohne das sie Kinder mit einbeziehen (vgl. Kinderrechtskonvention §8 Abs.1 Satz 1 SGB VII)? Es hat glaube ich etwas damit zu tun, das einige die von Kinderrechten gehört oder gelesen haben, sich nicht so intensiv mit den Rechten auseinandersetzten und das Kinder oft nicht wirklich wissen, dass wir Rechte haben und welche das genau sind.
Einigen Eltern*/Erwachsenen scheint dieses Thema entweder unangenehm zu sein oder viele Dinge sind selbstverständlich, sodass sie nicht daran denken, mit Kindern über Kinderrechte zu sprechen. Wobei in den Kinderrechten steht, dass Eltern* dem Kind dabei helfen sollen die eigenen Rechte zu kennen und diese durchzusetzen (vgl. Artikel 5), denn nur wenn wir Kinder unsere Rechte kennen- können wir diese einfordern und dafür einstehen. Zudem gibt es auch Kinder, die trotz der Kinderrechte diese Rechte nicht durchsetzen können, weil sie in einem Land, in einer Stadt oder in einer Umgebung leben, die es ihnen, die es uns unmöglich macht, sich aus der schweren Situation zu befreien z.B. die Situation in Ländern in denen Krieg herrscht, in Ländern wo Kinder hungern müssen oder Kinder arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren oder auch gar nicht zur Schule gehen können. Auch in Deutschland werden viele Rechte von Kindern gebrochen, z.B. wenn Familien nicht zusammen leben dürfen, weil das Recht auf Familienzusammenführung aus verschiedenen Ländern nicht eingehalten wird. Für die Verwirklichung von Kinderrechten müssen wir Kinder unsere Rechte kennen und es braucht Erwachsene oder auch andere Kinder, die dahingehend stark sind und diese Stärke so einsetzen, dass wir Kinder zu unseren Rechten kommen. Und wenn in Deutschland über Rechte von Kindern gesprochen wird, finde ich, dass es sich oft so anhört als gäbe es hier nicht das Problem der Armut bei Kindern, des Mobbings, der strukturellen oder verbalen Gewalt. Ich begegne diesen Problemen täglich in meiner Umgebung, denn würden Menschen untereinander sich austauschen und sich umschauen, gibt es hier in Deutschland auch eine Menge an Themen die Kinderrechte und somit Menschenrechte übergeht. Natürlich freue ich mich, dass viele von uns hier die Möglichkeit haben, zur Schule gehen zu können. Aber es reicht nicht aus, in die Schule zu gehen. Sondern auch innerhalb der Schule und anderen Institutionen gibt es offene und versteckte Gewalt, die es tagtäglich auszuhalten oder zu überwinden gilt. Und trotz aller Haare, die sich beim Thema Gewalt und dem Nicht-Beachten von Kinderrechten jetzt grad sträuben, können Sie sich vorstellen, dass es schon für uns Kinder toll wäre, wenn zum Beispiel die Schule immer erst um 10 Uhr beginnen könnte.
Lernen und Bildung stehen auch in den Kinderrechten. Den Begriff Bildung, wie Erwachsene diesen benutzen, habe ich zum Teil im Zusammenhang der Kinderrechte gelernt und Bildung ist ein wirklich großer, ein vieles umfassender Begriff, der sich in der Kinderrechtskonvention in Artikel 28 findet. Das bedeutet, dass Kinder ohne Angst und Not erfahren dürfen, wie z.B. zur Schule zu gehen und im Leben von Menschen, die sie lieben unterstützt und begleitet zu werden. Und einfach mit all ihren Facetten Kind sein zu dürfen und von Menschen, die sie lieben und beim Entfalten ihrer Persönlichkeit unterstützt zu werden, eigene Talente und Fähigkeiten zu entwickeln und sich darauf vorzubereiten in Frieden leben (KRK Art.29) zu können und zwar unabhängig woher Kinder aus der Welt kommen und an was sie glauben. Wir Kinder wollen auch nicht ‘Ausgrenzungen und Diskriminierung‘ von unseren Verwandten, Freund*innen oder Bekannten miterleben müssen, da wir zugleich mitbetroffen werden, denn unser Recht ist es, laut KRK Artikel 2 Absatz 2 vor allen Formen der Diskriminierung geschützt zu werden. Das meint auch das wir davor geschützt werden, zu Betroffenen gemacht zu werden, weil der Status, die Tätigkeit, die Meinungsäußerung oder die Weltanschauung unserer Eltern, Familienmitgliedern oder dergleichen diskriminiert wird, da es der Mehrheitsgesellschaft nicht bekannt oder angenehm ist.
Wir leben in einer Demokratie welche nicht nur jedem Menschen Schutz der Grundrechte, Schutz der Bürgerrechte und Achtung der Menschenrechte auferlegt, sondern auch durch und von der Vielfalt der Menschen lebt (vgl. bpb: Demokratie)
Kinder haben das Recht, dass wir die Informationen, die wir brauchen, zur Verfügung gestellt und von den Erwachsenen so erklärt zu bekommen, dass wir diese Informationen verstehen (vgl. KRK Artikel 17).
Darum habe ich angefangen selbst Räume zu schaffen, in denen ich mich mit anderen Kindern über Kinderrechte austausche. Ich möchte im Folgenden von einigen Momenten aus einem Workshop, den ich an einer Fachhochschule letztes Jahr gestaltet habe, erzählen:
Dafür überlegte ich aus den ganzen Gesprächen, wie ich den Workshop so aufbaue, dass es für uns Kinder zum Einen einfacher zu verstehen und zum anderen uns Kindern auch Spaß macht, unsere Rechte besser kennen zu lernen.
Nach dem Kennenlernen gab es einen Vortrag von mir zu den 54 Artikeln der Kinderrechte. Hierbei hatten alle Kinder auch die Möglichkeit weitere Fragen, die Sie interessierten zu stellen und wir haben dann gemeinsam die Antworten erarbeitet.
In der Mittagspause lernten wir uns weiter näher kennen und vernetzten uns. Im weiteren Verlauf konnten sich alle Kinder im Alter von 8-12 Jahren ein oder mehrere Artikel aus den Kinderrechten aussuchen, der ihnen wichtig war oder für den sie sich in Zukunft besonders stark machen wollen. Dieses Kinderrecht wurde jeweils von allen Kindern auf einen Turnbeutel gemalt/geschrieben, damit sich alle immer wieder daran erinnern können, was ihnen für die Zukunft wichtig ist. Den anwesenden Kindern und mir hat der Austausch und die gemeinsame Zeit sehr gut gefallen, denn wir haben Fragen, Antworten oder weiteres was offen stand bearbeitet oder erforscht ohne, dass sich Erwachsene einmischten.
Denn eines der wichtigen Punkte innerhalb meiner Workshops ist es, dass ich darauf achte, dass die Räume als Eltern*/ Erwachsenen freie Zone bleibt. Je mehr wir Kinder uns untereinander austauschen und vernetzen, umso mehr rückt die Perspektive, Vorstellung und die Erfahrung von uns Kindern in die hiesige Welt. Denn wir Kinder möchten von unserem Recht, in Frieden leben zu dürfen, Gebrauch machen (vgl. UN-Kinderrechtskonvention, 2. Fakultativprotokoll zur Kinderrechtskonvention).
Das heißt zu spielen, zu lernen, zu lachen und so zu sein, wie ein Kind sein will und kann. Für uns Kinder heißt das genau auch, dass wir nicht über Inklusion reden müssen, wenn wir uns weiter über Kinderrechte unterhalten. Denn wenn wir Kinderrechte und somit auch Menschenrechte kennen und umsetzen, gibt es keine Kinder, die von der ,,Norm” abweichen, sondern alle sind so toll, intelligent und wichtig wie sie sind. Und wir Kinder gemeinsam bilden zusammen mit allen Menschen die ‚Norm‘. Denn ich erinnere mich an einen farblich unterstrichenen Satz aus einem Text, der bei uns Zuhause lag, indem Stand, dass Demokratie gelernt werden müsse, um gelebt werden zu können (vgl. Landesinstitut für Schule und Medien, 2007). Diesen Satz konnte ich mir so gut merken, weil ich schon oft daran denken musste, dass auch genau das Zusammenleben von Menschen in all ihrer Vielfalt unter der Bedingung das Kinderrechte und somit Menschenrechte eingehalten werden, gelernt werden muss.
Mich macht es glücklich, Kinder über ihre/unsere Rechte aufzuklären, uns zu stärken und mit gemeinsam für ihre/unsere Rechte zu kämpfen, denn wie ich anfänglich erwähnte und es immer wiederholen werde; sind Kinderrechte Menschenrechte und sind nicht verhandelbar.
Literatur:
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16391/demokratie
Duden: https://www.duden.de/rechtschreibung/besinnen
UN-Kinderrechtskonvention: https://www.kinderrechtskonvention.info/erklaerung-der-rechte-des-kindes-vom-20-november-1959-3347/
Kinderrechtskonvention:https://www.unicef.de/blob/9364/a1bbed70474053cc61d1c64d4f82d604/d0006-kinderkonvention-pdf-data.pdf
https://www.kinderrechtskonvention.info/?s=frieden
Landesinstitut für Schule und Medien,2007 (Hg.): Demokratie erfarbar machen – demokratiepädagogische Beratung in der Schule, S.19 f )