Privatsphäre in Deutschland
Nach der Schule ausziehen und ein eigenes Auto besitzen. Ein Haus mit Garten und etwas natürlichem Sichtschutz, damit man ganz in Ruhe entspannen kann. Zu zweit alt werden und abends zusammen fernsehen oder vor dem Kamin sitzen.
Privatsphäre ist ein Wert, der in Deutschland groß geschrieben wird. Viele erstrebenswerte Ziele implizieren die Möglichkeit, einen Raum zu haben, allein oder zumindest mit einer selbstgewählten Auswahl von Menschen zusammenzusein. In der Praxis wird das auch häufig in Anspruch genommen. Wer die Möglichkeit hat, zieht von zu Hause aus, und in vielen Autos sitzt nur eine Person. Im eigenen Heim ist die Tür meist nur für geplanten Besuch geöffnet. Statt einer offenen Nachbarschaft gibt es häufig analysierende Blicke aus dem Fenster auf das Tun der Mitmenschen. Es mag eine kurze und wenig dimensionale Darstellung sein, aber ich glaube sie steht in direktem Zusammenhang mit dem Abhandensein von Willkommenskultur in Teilen der Bevölkerung. Geflohenen besteht häufig Misstrauen gegenüber und in unseren Wohvierteln wollen wir sie auch nicht leben lassen. Stattdessen stehen Teile der Bevölkerung als sogenannte Nation zusammen und versuchen, ihre Privatsphäre zu verteidigen. Die mediale Darstellung kann hier großen Einfluss haben. Unser Streben nach Privatsphäre und auch das Ausleben jener sollte beleuchtet werden. Darüber gibt es die große Möglichkeit, dieses ausgrenzende Gut durch eine Lust auf Gemeinschaft zu ersetzen. Eine Gemeinschaft, die uns durch das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen, Unterstützen u.v.m. bereichert. Dies ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Aufgabe. Denn Leben findet gemeinsam und nicht alleine statt.