*Triage; von französisch Triage ‚Ausschuss, Auswahl, Selektion‘1
“Der französische Chirurg Freiherr Dominique Jean Larrey entwickelte die Triage im Jahr 1792 während der Napoleonischen Kriege. In Zeiten knapper Ressourcen brauchte man ein System, um zu entscheiden, welche der zahlreichen Verletzten zuerst behandelt wurden. Ziel der Triage war es, Soldaten möglichst schnell wieder fit für den Einsatz zu machen. Das bedeutet, dass diejenigen mit den besten Aussichten auf Genesung zuerst Hilfe bekamen, und nicht die Menschen, die sie am nötigsten brauchten”2
Kaum haben wir geglaubt die Diskussionen über „Triage“ in Corona-Pandemie überwunden zu haben, so stehen wir jetzt vor der nächsten „Triage“, nämlich der „ökonomischen-Triage“.
Wie viele Intensivbetten gibt es? Wer bekommt das freie Bett? Warum haben wir wenig Personal und wenig Intensivbetten! Wie entscheidet man bei einer Triage, wenn rechtlich gesehen jeder das Recht auf körperliche Unversehrtheit hat, und somit auch auf Leben? Kann dieses Menschenrecht auf Leben durch knappe Ressourcen (Bettenzahlen, Personalmangel etc.) abgesprochen werden? So waren die gängigen Diskussionen in der Corona-Pandemie.
Und jetzt gibt es nicht mehr genug Energie (Gas, Öl, Strom etc.). Und schon diskutieren wir wieder! Dieses Mal über die ökonomische Triage (z.B. Notfallplan Gas) und wer die vorhandene Energie „zum Überleben“ bekommt. Die Industrie oder doch die Privathaushalte?
Systemrelevanz
„Sinkt die Körpertemperatur um einige Grad so setzt der Prozess der Unterkühlung ein. Der größere Rückgang der Körpertemperatur führt dazu, dass das Blut zu den lebenswichtigen Organen (Herz, Hirn etc.) transportiert wird, wodurch die Körperteile wie Finger, Zehen, Nase oder Ohren besonders gefährdet sind, bis hin zum Erfrieren dieser Körperteile. Der Organismus versucht die für sich wichtigen „systemrelevanten“ Organe zu erhalten, in dem er dafür andere Körperteile aufgibt, solange bis der Tod eintritt oder bis Rettung kommt“.
Man könnte im Normalfall für den Körper sagen; „Alle Organe und Körperteile“ sind gleich (Theorie). In der Praxis findet jedoch eine „Priorisierung“ nach „Wichtigkeit“ der Organe statt (Praxis).
Wenn Energie nicht mehr wie in geforderter Menge vorhanden ist und nicht alle versorgt werden können, wird zwangsläufig rationiert (Realpolitik). Fragt sich nur wie, wenn das „Gleichheitsprinzip“ (Gesetz) berücksichtigt wird? Und wer wird dieses bestimmen?
Die Prämisse bei der Priorisierung der Energie lautet; „Bedeutung für die Versorgung der Allgemeinheit“
Aus den Erfahrungen der Finanzkrise von 2008 und der Corona-Pandemie wissen wir, was das bedeutet; dass nämlich nur „Systemrelevante“ Unternehmen mit Milliarden und Billionen Euro gerettet werden, weil sie für die „Versorgung der Allgemeinheit“ unverzichtbar sind während wiederum die stille Mehrheit durch Insolvenz, Inflation, Sozialer Abbau dafür zahlt.
Jetzt schon gibt es Vorschläge von Oben, wer für diese neue Krise bezahlen muss; nämlich die Betroffenen. So sollen sie weniger heizen, keine Lohnerhöhung fordern, dicke Pullis anziehen, Kalt duschen, weniger essen, Wärmeräume für arme Menschen aufsuchen. Der Finanzminister Lindner plant sogar, Hartz-IV-Leistungen drastisch zu kürzen.
Es fehlt an allem. Es fehlen Intensivbetten, Pflegekräfte, Lehrer, Handwerker, Richter, Polizisten, Erntehelfer, Köche, Bäcker, Kindergärten, Tagesmütter, Kraftfahrer, Kellner. Sogar Kofferpacker an Flughäfen sind mittlerweile Mangelwahre geworden während alleine die DAX-Konzerne in dieser Zeit Rekordgewinne verzeichnen, werden Menschen zum Verzicht von Lohnforderungen und Mehrarbeit gedrängt.
Wenn das Auswahlkriterium „Bedeutung für die Versorgung der Allgemeinheit“ als Maxime gilt dann erahnt man, wie diese „gerechte Verteilung“ aussehen wird, wer das entscheidet und wer überleben darf; Sind Sie „Systemrelevant“?