Was wäre, wenn:
- Die Hochschulen und Universitäten schließen, ein kurzes Eintreten nur aus wichtigen Gründen möglich wäre und die Vorlesungen nur per Internet erreichbar wären.
- Durch eine Einschränkung des Arbeitsmarkts immer mehr Studierende materielle Sorgen plagen. Diese sich immer weiter verschulden müssen um ihren Lebensunterhalt während des Studiums zu bestreiten.
- Manche Studierende aufgrund ihrer geografischen und materiellen Lage über einen schlechten Zugang zum Internet verfügen. Eine kaum veränderbare Situation, die Nutzung öffentlichen Raum es und des Internetzugangs der Hochschulen und Universitäten nicht erreichbar sind.
- Der Kontakt zu den Mitstudierenden sich nur über das Internet entwickeln kann. Es geboten ist sich nicht persönlich zu treffen, sogar wenn es möglich wäre.
Wie werden die Studierenden mit herausfordernden oder verwehrten Zugängen zu Geld und dem Internet die Lage der higher education in dieser Zeit bewerten? Welche Gefühle wird folgender Satz in ihnen wecken: „higher education shall be equally accessible to all on the basis of merit“?
Wie sieht die Sachlage aus?
Wir täuschen uns nicht, wenn wir sagen es gibt Studierende welche in dieser Zeit einen äußerst eingeschränkten Zugang zur higher education haben, wegen ihrer materiellen Möglichkeiten und einer gegebenen Internet-Qualität. Darf das sein? Of course not! Es gilt aufzuzeigen, dass in dieser Zeit nicht mehr the „basis of merit“ entscheidend für einen erfolgreichen Verlauf des Studiums ist, sondern viel mehr die Umwelt der Studierenden. Es sei also nochmal ein praktischer Blick in eine solche Umwelt und die Anforderung an diese zu werfen. Was sind die insbesondere gestiegenen Anforderungen, welche die higher education an die Studierenden stellt:
- Es wird eine stabile Internetverbindung gefordert, um den Vorlesungsinhalten folgen zu können. Ebenso um sich an den Diskussionen und Lerngruppen zu beteiligen.
- Ein geeigneter Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden ist Voraussetzung um sich mit den Inhalten des Studiums adäquat auseinanderzusetzen. Also Ruhe (da denken wir beispielsweise an Eltern, deren Kinder nicht betreut werden können) und Arbeitsmaterialien (z.B. Zugang zu entsprechender Literatur, da denken wir an den erschwerten Zugang zu Bibliotheken und die technische Ausstattung, welche unter den Studierenden ganz unterschiedliche Qualitäten hat).
Anforderungen, welche besonders die Präsenz-Studierende vorher nicht in diesem Ausmaß erwarten konnten. Es mag also nicht verwundern, dass in dieser Zeit die Lebenswelten der Studierenden sehr unterschiedlich qualitative Zugänge zur higher education hervorbringen. Hier sollten die Universitäten und Hochschulen als Einrichtungen der higher education auf solche umweltbedingten ungleichen Zugänge regulierend einwirken (im Sinne des Menschenrechts auf Bildung). Also allen Studierenden Räume und Möglichkeiten bereitstellen, welche einen individuellen und erfolgreichen Studienverlauf ermöglichen und stützen. So war es ihnen vor der Pandemie möglich die Hochschulen und Universitäten zu besuchen und sie fanden dort Räume und Materialien um nach ihren Bedürfnissen zu studieren. Hier fehlt es momentan an Alternativen. Die Studierenden sind auf ihre eigenen Möglichkeiten im Umfeld zurückgeworfen. In der Konsequenz ist also ein Ungleichgewicht erkennbar und das ist Gegenstand dieser Stellungnahme aus der Perspektive eines Studierenden. Dieses, in dieser Zeit verschärfte Ungleichgewicht zwischen den individuellen Zugängen zur higher education im Verlauf eines Studiums ist als qualitativer Rückschritt, im Bezug zum Ideal des Menschenrechts auf Bildung zu begreifen. Eine Situation, welche es zu thematisieren und zu bearbeiten gilt. Denn wir sehen Potenzial in der hochschulpolitischen Organisation der Lehre, es muss und ist möglich die Lehre für alle Studierenden offener, zugänglicher und rücksichtsvoller zu gestalten.
Informelles Lernen:
Wenn wir über das Menschenrecht auf Bildung diskutieren, so darf stets nie der Aspekt der freien selbstbestimmten Bildung (abseits der schulischen Bildung) übersehen werden. Denn auch das minimierte öffentliche Leben hat Folgen für die individuellen Bildungsprozesse von allen Menschen. Die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, der Besuch von Kulturstätten (Museen, Bibliotheken, Kinos, Gedenkstätten, etc.) war lange Zeit und ist nun wieder nicht möglich oder stark eingeschränkt. Die Exploration in der Umgebung war/ist kaum möglich. Orte des Zusammentreffens und des Austauschs waren/sind nicht frei nutzbar. Es mag einem verdeutlichen, wie sehr insbesondere die persönliche Entfaltung den Menschen in dieser Zeit leider teilweise verwehrt bleibt.