Prof. Dr. Claus Melter | Hochschule Bielefeld
Wenn die Mitglieder, Aufsichtsrat und Vorstand des FC Schalke den rassistisch sprechenden und in seiner Firma Ausbeutungspraxen durchführenden Präsidenten Clemens Tönnies nicht des Amtes entheben, dann steht Schalke für Rassismus und widerspricht dem eigenen Leitbild. Hier heißt es 2012 „Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein.”
Wenn jetzt kein Mitgliederentscheid oder keine Amtsenthebung oder Abwahl des Präsidenten Tönnies erfolgt, bedeutet dies einen Bruch der eigenen Prinzipien. Dann steht Schalke für Rassismus und nicht gegen Rassismus.
Als Unternehmenschef wird Clemens Tönnies von vielen Seiten wegen der Ausbeutung und Entrechtung von Arbeitenden vor allem aus Osteuropa kritisiert (https://jungle.world/index.php/artikel/2019/38/protest-gegen-die-knochenarbeit?page=all). Tönnies profitiert somit von globalisierten Ausbeutungsverhältnissen sowie diskriminierenden Aufenthaltsgesetzen.
Zudem hat Clemens Tönnies, der Schalker Präsident, in seiner berüchtigten Rede in Paderborn (https://www.zeit.de/sport/2019-08/clemens-toennies-aufsichtsratchef-rassismus-vorwurf-schalke-04-fussball) allen Afrikaner*innen pauschal bestimmte negative Eigenschaften und Handlungspraxen sowie eine grundlegende Primitivität zu. Bei seiner Aussage handelt es sich eindeutig um eine kolonialrassistische Abwertung. Er impliziert, die Europäer könnten durch den Bau von Kraftwerken in Afrika das Sexualverhalten der dortigen Bevölkerung verändern. Die Aussage ist klar rassistisch und Schalke sollte ihn seines Amtes dauerhaft entheben.
In den öffentlichen Debatten sprachen ehemalige Schalker Spieler wie die rassismuserfahrenen Gerald Asamoah, Kevin-Prince Boateng und Hans Sarpei den Rassismus des Präsidenten offen an. Tönnies entschuldigte sich nicht bei diesen Schalker Helden, die er durch seine Aussagen indirekt beleidigt hat.
Die Schalker Fans schrieben Presse-Erklärungen und zeigten Tönnies einmal kollektiv bei einem Spiel die rote Karte, aber eine groß angelegte Unterschriftensammlung zu seiner Amtsenthebung starteten sie nicht. Der Schalker Ehrenrat sagte, dass die Aussagen diskriminierend, aber nicht rassistisch gewesen wären. Worauf ein Mitglied des Ehrenrates, Richterin Kornelia Toporzysek, etwas später zurücktritt (https://www.deutschlandfunk.de/schalke-04-ehrenratsmitglied-toporzysek-tritt-zurueck.2851.de.html?drn:news_id=1050161 ). Die Aussagen des Ehrenrates zu Tönnies rassistischen Aussagen sind unzutreffend. Selbst der Ethikrat des Deutschen Fußballbundes (DFB) sagt, die Aussagen von Tönnies waren rassistisch (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/dfb-ethikkommission-zu-toennies-rassistisch-aber-kein-rassist-16358780.html). Da Tönnies aber kein Rassist sei, wurde kein Ermittlungsverfahren des DFB eingeleitet. Auch hier zeigt sich in der Heuchelei die Verweigerung klarer Konsequenzen. Die öffentliche Debatte führte letztendlich zu einer weiteren Normalisierung von Kolonialismus und Rassismus (https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/clemens-toennies-wilhelm-heitmeyer-ueber-selbstentlarvung-von-eliten-a-1281087.html).
Zusammengefasst betreibt Tönnies als Unternehmer diskriminierende Ausbeutung und hat rassistische Aussagen getätigt.
Ich bin seit mehr als 40 Jahren Schalke-Fan und fordere alle rassismuskritischen Schalker Fans- und Mitglieder auf, Schalke nicht mehr zu unterstützen, im Stadion zu schweigen und aus dem Verein auszutreten, solange Schalke diesen Präsidenten weiterhin an der Spitze belässt.
Wir müssen entschieden und mit Konsequenzen gegen Rassismus handeln – sonst unterstützen wir Rassismus.