Weiße Parallelgesellschaft oder wie rassistisch ist die Universität?
Deutsche Universitäten gelten nicht als Orte der institutionellen Diskriminierung für Menschen of Color und postkoloniale Migrant*innen, die von der Mehrheitsgesellschaft als außereuropäisch und als nicht-weiß wahrgenommen werden. Vielmehr werden Hochschulen gemäß einem jahrhundertealten Bildungsideal öffentlich als Hort der Aufklärung und der interkulturellen Weltoffenheit par excellence verehrt. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass Vorurteile unter Hochschulangehörigen zu einer diskriminatorischen Alltagskultur beitragen. Signifikant ist auch die fehlende Repräsentation der gesellschaftlichen Diversität in ihrer ganzen Breite. Gerade für rassistisch marginalisierte Gruppen ist der gleichberechtigte und barrierefreie Zugang zur Universität als Bildungs- und Arbeitsort für Studierende, Forschende und andere dort Beschäftigte nicht gewährleistet. Universitäten produzieren und verhandeln gesellschaftlich anerkanntes Wissen. Der Ausschluss von gesellschaftlich diskriminierten Gruppen aus der Wissensproduktion wirft in Folge der gegenseitigen Abhängigkeit von Wissen und Macht epistemologische, wissenschaftstheoretische und letztlich auch demokratische Legitimierungsprobleme auf. Daher erscheint es nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, die Universität als weiße Parallelgesellschaft zur Debatte zu stellen.